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Verhalten bei Freisetzung radioaktiver Stoffe

Die Wahrscheinlichkeit eines nuklearen Zwischenfalls in einem Kernkraftwerk oder eines atomaren Angriffs ist in Deutschland sehr gering.

Zwischenfälle in anderen Ländern stellen für die deutsche Bevölkerung kurzfristig erst einmal keine Gefahr dar. Erst wenn sehr große Mengen radioaktiv belasteten Staubs durch die Winde nach Westen getragen werden – das ist eine Sache von Tagen –, können auch hierzulande Schutzmaßnahmen erforderlich werden.

Bei einer Gefahr werden Sie per Warn-App NINA, im Internet, im Radio und im Fernsehen, durch Sirenensignale oder Lautsprecherdurchsagen informiert.

Es ist verständlich, dass solche Bedrohungsszenarien für viele Menschen mit großen Ängsten verbunden sind. Achten Sie deshalb auf Informationen aus verlässlichen Quellen, zum Beispiel alle Behörden. Seien Sie kritisch gegenüber Vermutungen, Panikmachen und absichtlichen Desinformationskampagnen. Folgen Sie den Anweisungen der amtlichen Stellen.

Aktuelle Warnmeldungen/ Neueste Informationen

Derzeit ist keine erhöhte Radioaktivität gemessen worden!

Es sind keine Schutzmaßnahmen notwendig!


Wie hoch ist aktuell die Strahlenbelastung?

In der ganzen Europäischen Union gibt es ein dichtes Netz an automatischen Messstationen, die ständig die radioaktive Strahlung messen. Allein in Deutschland gibt es rund 1.700 Messstellen, davon in der Uckermark knapp 20.

Das Lagezentrum im Bundesamt für Strahlenschutz wertet diese ständig aus und würde unverzüglich Warnmeldungen herausgeben. So ist sichergestellt, dass wir frühzeitig Bescheid wissen, wenn radioaktive Stoffe freigesetzt werden würden.

Eine Karte mit der aktuellen Strahlenbelastung finden Sie hier:
für Deutschland
für Europa

  • Die Einheit der Strahlendosis wird in Sievert (Sv) angegeben.
  • 1 Sievert = 1.000 Millisievert (mSv) = 1.000.000 Mikrosievert (µSv)
  • Die Dosis wird oft auf einen Zeitraum bezogen, zum Beispiel pro Stunde (mSv/h).

Welche Gefahren gehen von radioaktiver Strahlung aus?

Radioaktive Stoffe senden eine energiereiche, schädliche Strahlung aus. Diese Strahlung kann lebende Zellen schädigen und diese abtöten oder Krebs hervorrufen.

Eine besondere Gefährdung geht durch die Aufnahme radioaktiver Stoffe in den Körper aus. Dies kann durch Einatmen, Nahrungsaufnahme und die Haut (Wunden) geschehen. Hier hilft z.B. Atemschutz vor der Aufnahme in die Lunge.

Vor allem die Alpha-Strahlung (eine Art der ionisierenden Strahlung) stellt dabei ein hohes Gefahrenpotenzial dar. Ionisierende Strahlung wird beim Durchdringen von Materie abgeschwächt. In Kellerräumen ist die Abschwächung durch die angrenzende Erdschicht und obere Stockwerke besonders groß.


Ab wann ist die Strahlenbelastung besonders gefährlich?

Eingreifrichtwerte für Maßnahmen:

Wenn die folgenden Werte theoretisch in 7 Tagen erreicht werden würden, werden sofort die folgenden Schutzmaßnahmen veranlasst:

  • mehr als 10 Millisievert: Verlassen Sie das das Haus nicht mehr.
  • mehr als 50 Millisievert: Einnahme von Jodtabletten für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sowie Schwangere.
  • mehr als 100 Millisievert: Evakuierung des Gebietes.


Behandlungsbedürftige Strahlenbelastung:

Bei Strahlendosen unter 1.000 Millisievert ist eine Behandlung grundsätzlich nicht sinnvoll. Medizinische Maßnahmen werden in der Regel erst bei sichtbaren Strahlensymptomen ergriffen, etwa bei Verbrennungen, und um die Überlebenschancen bei sehr hohen Strahlendosen zu verbessern. Denn eine einmal erlittene Strahlenbelastung lässt sich nicht wieder rückgängig machen.

Medikamente, mit denen in den Körper aufgenommene radioaktive Stoffe schneller wieder ausgeschieden werden sollen, haben so gravierende Nebenwirkungen, dass sie nur in begründeten Einzelfällen in spezialisierten Krankenhäusern eingesetzt werden.

Einem erhöhten Krebsrisiko lässt sich am besten mit regelmäßigen Früherkennungsuntersuchungen begegnen.

Dosis
Mögliche gesundheitliche Schäden
100 Millisievert
Schädigungen des Ungeborenen
100 Millisievert
Bei dieser Dosis treten in einer Bevölkerungsgruppe etwa 1 Prozent zusätzliche Krebs- und Leukämiefälle auf.
1.000 Millisievert
Ab dieser Höhe treten akute Strahleneffekte wie etwa Übelkeit und Erbrechen auf.
2.000 Millisievert
Ab dieser Schwellendosis treten Hautrötungen auf.
3.000 – 4.000 Millisievert
Ohne medizinischen Behandlung sterben 50 Prozent der Menschen, die dieser Dosis ausgesetzt sind, nach drei bis sechs Wochen.
über 8.000 Millisievert
Ohne entsprechende medizinische Behandlung bestehen nur geringe Überlebenschancen.

Welche Möglichkeiten habe ich zur Vorsorge?

Sie sollten die allgemeinen Vorsorgemaßnahmen treffen, um sich bspw. auch längere Zeit zuhause versorgen zu können. Weitere Informationen:
Selbstschutz der Bevölkerung

Installieren Sie die Warn-App NINA auf Ihrem Smartphone, um schnell Warnungen und Handlungsempfehlungen zu erhalten.
Warn-App NINA

Zusätzlich kann es sinnvoll sein, einige FFP2- oder noch besser FFP3-Masken einzulagern, um ein Einatmen radioaktiver Staubpartikel zu verhindern.

Was sollte ich tun, wenn es zu einem atomaren Zwischenfall kommt?

  1. Folgen Sie unbedingt den aktuellen Handlungsanweisungen der Katastrophenschutzbehörden. Sie werden per Warn-App NINA, im Internet, im Radio und im Fernsehen, durch Sirenensignale oder Lautsprecherdurchsagen informiert.

  2. Belasten Sie nicht die Notrufe von Feuerwehr und Polizei durch unnötige Anrufe! Dies kann zur Überlastung der Leitungen führen.

  3. Halten Sie einen möglichst großen Abstand zum Gefährdungsgebiet, also zum Ort des Zwischenfalls.

  4. Bleiben Sie am besten im Haus. Die Wände schützen vor Strahlung. Schließen Sie Fenster und Türen und schalten Klimaanlagen ab, die Luft von außen einsaugen. So sperrt man radioaktive Staubpartikeln aus, die in der Luft zirkulieren.

  5. Reduzieren Sie die Aufenthaltsdauer im Freien. Wenn man doch einmal vor die Tür geht, empfiehlt sich ein Anzug, den man vor dem Zuhause wieder abstreift, und eine FFP3-Maske.

  6. Fassen Sie keine Gegenstände/ Flächen an, auf die sich atomare Staubpartikeln abgelagert haben könnten.

  7. Legen Sie Ihre Oberbekleidung und Schuhe vor dem Betreten des Hauses ab und verstauen Sie sie in Plastikbeuteln und verschließen diesen. So tragen Sie keine radioaktiven Stoffe ins Haus. Waschen Sie sich nach einem Aufenthalt im Freien zunächst gründlich Hände und Kopf sowie alle weiteren unbedeckten Körperstellen unter fließendem Wasser. Duschen Sie mit warmem Wasser und Seife. Auch Nase putzen hilft dabei, eingeatmete Staubpartikel zu entfernen.

  8. Verzehren Sie keine kontaminierten Lebensmittel.

  9. Wenn man in einer gewissen Nähe – 100 bis 200 Kilometer entfernt - vom Ort des Zwischenfalls ist, kann für gefährdete Bevölkerungsgruppen auch die Einnahme von hochdosiertem Jod Sinn machen, um die Schilddrüse zu schützen.

Gibt es Bunker/ Schutzräume?

Öffentliche Schutzräume wie zum Beispiel Luftschutzbunker gibt es nicht mehr.

Guten Schutz bietet generell die vorhandene Bebauung, sowohl vor fliegenden Objekten als auch vor Kontamination mit chemischen oder nuklearen Stoffen.

Im Fall eines Angriffs gehen Sie am besten in einen Keller oder einen innenliegenden Raum ohne Fenster. Glasflächen können bei Explosionen durch die Druckwelle zersplittern und Verletzungen verursachen.

Wenn Sie nicht zu Hause, sondern innerhalb einer Stadt unterwegs sind, gehen Sie wenn möglich in ein Gebäude mit Innenräumen oder suchen Sie am besten unterirdische Gebäudeteile auf, zum Beispiel Tiefgaragen.

Benutzen Sie grundsätzlich die Treppe und nicht den Fahrstuhl. Bei einer Beschädigung des Gebäudes oder bei einem Stromausfall könnten Sie im Fahrstuhl eingeschlossen werden.

Warum werden bei einem atomaren Notfall hochdosierte Jodtabletten verteilt?

Bei einem atomaren Zwischenfall können radioaktive Stoffe freigesetzt werden, auch radioaktives Jod. Dieses kann eingeatmet werden oder über Nahrung bzw. Getränke in den Körper gelangen. Jod ist ein lebensnotwendiges Spurenelement. Die Schilddrüse benötigt Jod für die Herstellung von Schilddrüsenhormonen. Lagert die Schilddrüse allerdings radioaktives Jod ein, kann dies die Gefahr von Schilddrüsenkrebs immens erhöhen.

Nehmen Betroffene rechtzeitig „sauberes“ Jod in Form von hochdosierten Jodtabletten ein, können sie eine Erkrankung verhindern: Die mit nicht-radioaktivem Jod gesättigte Schilddrüse nimmt das radioaktive Jod dann nicht mehr auf und wird so wesentlich weniger mit Strahlung belastet. Man spricht dabei von einer Jodblockade.

Dies ist insbesondere für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren wichtig, da deren Schilddrüse empfindlicher ist als die von Erwachsenen. Bei Schwangeren dient die Einnahme von Jodtabletten insbesondere dem Schutz des ungeborenen Kindes.

Die Einnahme von Jodtabletten sollte aufgrund der damit verbundenen Risiken (Nebenwirkungen) nur nach ausdrücklicher Aufforderung durch die zuständigen Katastrophenschutzbehörden erfolgen.

Warum kann die unnötige Jodeinnahme schädlich sein?

Viele Menschen nehmen aus medizinischen Gründen Jodtabletten. Das passiert dann aber wegen bestimmter Krankheiten und unter ärztlicher Kontrolle.

Die Einnahme von Jodtabletten ohne medizinischen Anlass und ohne ärztliche Kontrolle kann aber schnell gefährlich werden. Im schlimmsten Fall kann es zu einer Vergrößerung der Schilddrüse, zu einer lebensbedrohlichen Entgleisung des Stoffwechsels oder zu einem akuten Herz-Kreislauf-Versagen kommen.

Von einer selbstständigen Einnahme von Jodtabletten ist deshalb dringend abzuraten. Eine Selbstmedikation birgt erhebliche gesundheitliche Risiken und hat keinerlei Nutzen.

Wie bekomme ich Jodtabletten?

Für eine wirksame „Jodblockade“ sind nur hochdosierte Jodtabletten (mg-Bereich), korrekte Bezeichnung Kaliumiodid-Tabletten, geeignet. Es handelt sich dabei um spezielle Präparate.

Diese dürfen allerdings nicht mit den „normalen“ Jodtabletten aus der Apotheke verwechselt werden, die der Arzt vielleicht bei manchen Schilddrüsenerkrankungen verschreibt. Hier ist die Menge an Jod viel zu gering, um im Falle eines Atomunglücks wirksam helfen zu können.

Für einen atomaren Zwischenfall lagern die Behörden in Deutschland regional verteilt genügend Jodtabletten, um die betroffene Bevölkerung - besonders Kinder und Jugendliche - gut zu versorgen. Sie können innerhalb weniger Stunden durch die Katstrophenschutzbehörden an die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten verteilt werden.

Eine Ausgabe dieser Tabletten mit einer ausführlichen Gebrauchsanleitung erfolgt nur auf Weisung des Bundes, wenn eine entsprechende Gefahrenlage eintritt.

Konkret würden dann die Jodtabletten, die zentral durch den Landkreis gelagert werden, an Ausgabestellen in den Ämtern/ Gemeinden/ Städten verteilt werden. Die Bürger werden rechtzeitig durch Aufruf in den Medien aufgefordert, ihre Tabletten in diesen Ausgabestellen abzuholen.

Was ist bei der Einnahme von Jodtabletten zu beachten?

Warten Sie die Empfehlungen der Katastrophenschutzbehörden ab.

Denn bei der Einnahme der Jodtabletten kommt es auf den richtigen Zeitpunkt an: Zu früh bringt nichts, zu spät bringt auch nichts

Werden die Jodtabletten zu früh ohne Anlass eingenommen, wird das nicht-radioaktive Jod schon wieder ausgeschieden, bevor es überhaupt gebraucht wird.
Werden die Tabletten hingegen zu spät eingenommen, kann sich radioaktives Jod in der Schilddrüse anreichern, bevor die Jodblockade funktioniert. Dann käme der Schutz zu spät.

Auch der Abstand zum Ort eines potenziellen nuklearen Zwischenfalls ist wichtig. Jodtabletten sind nur in einem bestimmten Umkreis zu empfehlen.

Da die Schilddrüse von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen und von Schwangeren besonders empfindlich ist, hätte die Jodaufnahme hier im Ernstfall größere Bedeutung. Menschen über 45 hingegen rät das Bundesamt für Strahlenschutz von einer Einnahme von Jodtabletten ab, denn die Risiken überwiegen hier.

Jod schützt außerdem nicht vor der Wirkung weiterer radioaktiver Stoffe.

Informationen zur Jodeinnahme erhalten Sie auf der Info-Seite des Bundes zur Jodblockade (Link) und auf der ausführlichen Gebrauchsanleitung.
https://www.jodblockade.de/index/


Welche Nahrungsmittel sollte ich meiden, wenn es zu einem Zwischenfall gekommen ist?

Grundsätzlich gilt: Alles, was im Freien wächst, kann bei einem atomaren Zwischenfall durch die Partikel in der Luft belastet werden. Heißt: Frisches Obst und Gemüse, aber auch beispielsweise Nüsse, können nach einem Zwischenfall Strahlenquellen sein.

Greifen Sie deshalb lieber auf Konserven und tiefgefrorenes Obst und Gemüse zurück, was vor dem Zwischenfall geerntet wurde. Das gilt auch für Reis und Kartoffeln.

Auch ist in einem Notfall der direkte Genuss von frischer Milch von Tieren tabu, die im Freien weiden. Unbedenklich ist hingegen der Verzehr von Milchprodukten aus Molkereien, da dort laufende Kontrollen deren Genießbarkeit sicherstellen.

Beim Leitungswasser brauchen Sie sich keine Sorgen machen: es wird kontrolliert und bei radioaktiver Verschmutzung nicht in die Trinkwasserversorgung eingespeist. Sie können es deshalb ohne Bedenken weiterverwenden.