H
Hammelstall
Der Schatz bei Hammelstall
In der Nähe des Brüssower Vorwerks Hammelstall soll auf der höchsten Erhebung, die mit einem Wäldchen bedeckt ist, ein Goldschatz vergraben liegen.
Diesen hat ein Schäfer aus Schwaneberg dort vergraben, den er aus dem Gutshaus dort gestohlen hatte. Als er daraufhin eingesperrt wurde, starb er bald im Gefängnis. Einem Mithäftling teilte er mit, daß der Schatz auf dem höchsten Berg im Hammelstaller Wald liegt.
Bemerkenswert ist, das sich heute noch sichtbar auf jeder Erhebung im Walde eine leichte Delle befindet, was wohl ein Zeichen dafür gelten kann, daß tatsächlich nach dem Schatz gesucht wurde.
Quelle: Teufelssteine, Unheimliche Geschichten von den Ufern des Flusses Ucker, ARKADIEN e. V., Schibri-Verlag, 1997
Hetzdorf
Der falsche Bräutigam
In Hetzdorf liegt auf einer Anhöhe, die das Dorf malerisch überragt, die wuchtige, in drei Bauteilen abgestufte Feldsteinkirche. Massig und weithin sichtbar, ragt ihr Turm ins Land. Tritt man von Westen heran, so bemerkt man, daß das für die Ewigkeit gebaute Gemäuer geborsten ist. Durch seine Stellung am Abhang hat der Turm in seiner Standfestigkeit gelitten, so daß er unterfangen und gestützt werden mußte. Eine Sage berichtet, warum der Turm geborsten ist: Die beiden reichsten Familien sollen dem Bauerndorf ihren Namen gegeben haben: Hetselsdorf. Voller Stolz und ohne Neid blickten sie auf ihren Besitz. Die Hetsels, so hießen beide, waren sich nicht nur dem Namen nach gleich. Die ältesten Söhne sahen sich zum Verwechseln ähnlich, machten dieselben Streiche und übernahmen zur gleichen Zeit die Höfe ihrer Väter. Nun mußten sie dazu auch jeder eine tüchtige Braut heimführen. Deshalb hielten sie Ausschau unter den schönen Töchtern des Landes, aber keine konnte ihnen so recht gefallen.
Endlich aber hatte der eine seine Auserwählte gefunden. Doch auch der andere verliebte sich in das Mädchen. Und als seine Liebe immer mächtiger wurde, begann er seinen Vetter zu hassen. Er beschloß, das Mädchen zu freien, komme was wolle. Doch es fand sich keine rechte Gelegenheit dazu, die beiden Verlobten zu entzweien. Treu und fest hielten sie zusammen. Der rechtmäßige Bräutigam wachte eifersüchtig, im Herzen seiner Schönen wollte er allein Platz haben. Der verschmähte Mitbewerber nahm wenige Tage vor der Hochzeit Abschied von seinen Eltern. Im Dorf sagte man, er sei in die weite Welt gezogen, vor Liebeskummer könne er es in seinem Dorf nicht mehr aushalten. In Wahrheit aber hatte sich ein teuflischer Plan in seiner Seele festgesetzt. Er versteckte sich in einer Scheune und wartete dort, bis am Abend der Bräutigam vom Poltern zurückkehrte. Hinterrücks erschlug er seinen Rivalen und verwischte alle Spuren seiner Untat.
Am nächsten Morgen dann zog er den Hochzeitsstaat des Erschlagenen an und holte die Braut zum Kirchgang ab. Niemand bemerkte den Betrug. Nun kam das Brautpaar an das Kirchportal, vor dem der Pastor nach alter Sitte die Brautleute empfing und nach ihrem Namen fragte. Leise sprach die Braut ihren Namen aus, laut und trotzig der falsche Bräutigam den Namen seines Vetters. Doch kaum hatte er den Namen ausgesprochen, da ging es wie ein Erdbeben durch den Kirchturm, ein Knistern und Brechen der großen Quadersteine in der Westwand ließ das Fundament erzittern. Laut schreiend lief die Hochzeitsgesellschaft auseinander. Der falsche Bräutigam aber war wie vom Erdboden verschwunden.
Quelle: Sagenschatz der uckermärkischen Kreise, gesammelt und herausgegeben von Rudolf Schmidt
Der kopflose Mann
Bei Hetzdorf war mal ein Knecht nachts draußen bei den Pferden, da hört er etwas herankommen, und wie er hinsieht, ist´s ein Mann ohne Kopf, der geht immer auf und ab und macht sich allerhand zu schaffen, bald ist er hier bei dem Braunen, bald dort beim Fuchs, bald zieht er dort ein Rick vor, das der Pferdeknecht vorzuschieben vergessen hatte. So geht´s auch die folgende Nacht und ebenso in der dritten; da faßt sich der Knecht endlich ein Herz und fragt ihn, weshalb er doch hier immer umhergehe, und da erzählt ihm jener, er habe einst Pferde gestohlen und sei unentdeckt geblieben, da habe er´s zum zweiten Male versucht, sei aber von den Wächtern ertappt und hätte im Streite einen von ihnen erschlagen; darum müßte er nun hier umgehn und helfen die Pferde hüten. Als das der Knecht hörte, sagte er: "In Kanaan in Galiläa ist eine Hochzeit, da ist unser Herr Jesus Christus, da sollst du auch sein!" und kaum hat er das gesagt, da ist der kopflose Mann verschwunden und hat sich nie wieder sehen lassen.
Quelle: Sagenschatz der uckermärkischen Kreise, gesammelt und herausgegeben von Rudolf Schmidt - Eberswalde, Prenzlau 1922
Die feurige Schlange
Vom alten Müggenkrug in der Amalienhofer Heide konnte ein Hetzdorfer Bauer noch vor Jahren erzählen, daß dort auf dem Hof des Kruges ein tiefer Brunnen stand. In Vollmondnächten war auf dem Grund des Brunnens eine feurige Schlange zu sehen. Zweimal im Jahr kam die große feurige Schlange aus dem Brunnen und kroch dann immer bis nach Hetzdorf. Hier gab es jedesmal große Aufregung, denn der feurige Atem des Tieres richtete großen Schaden an. Als sich eines Tages beherzte Männer aufmachten und den "Pütten" (Brunnen) des alten Müggenkruges mit Sand füllten, war Ruhe in der Gegend.
Quelle: Erwin Schulz, Das blaue Licht - Sagen und Geschichten aus dem Raum Strasburg-Woldegk, Schibri-Verlag Milow
Hohenlandin
Der Höllentanger
Auf dem Wege von Hohenlandin nach Stendell befindet sich etwa 15 km von Hohenlandin entfernt, ein kleines, erhöht liegendes Waldstück, welches linker Hand die Gemarkungsgrenze bildet. Darinnen befindet sich eine tiefe Schlucht. Dieses Waldstück wird der Helltanger, auch Höllentanger, genannt.
Wie ist der Ort zu seinem Namen gekommen? Während des Dreißigjährigen Krieges, als das Land von wilden Heerscharen durchzogen wurde, die Städte und Dörfer gebrandmarkt, beraubt und verwüstet wurden, beschlossen zwei Hohenlandiner Bauern, ihr Vieh und notdürftige Habe unterzubringen. Sie wählten dazu den Höllentanger, der damals noch ein großer zusammenhängender Wald war. Eines späten Nachmittages bemerkten sie eine Staubwolke auf dem Weg nach Stendell. Es war ein 20 Mann starker Trupp Schweden. Schnell begannen die Bauern ihr Vieh in die Schlucht zu treiben. Das Unglück wollte es, daß gerade, als die Schweden vorbeiritten, eine Kuh zu brüllen anfing. Der Reitertrupp hatte das Kuhgebrüll gehört und war abgesessen. Während 6 Mann bei den ledigen Pferden zurückblieben, drangen die übrigen 14 Mann unter Führung ihres Cornetts in den Wald ein. Bald hatten sie den Rand der Schlucht erreicht und sahen tief unten das Häuflein verängstigter Menschen und das Vieh.
Mit lautem Geschrei stürzten sie sich in die Schlucht. Der Cornett, ein wilder, junger Geselle, war bis auf wenige Schritte herangekommen. Da brach plötzlich mit Gebrüll und Geschnaufe der wild gewordene schwarze Stier durch das Astwerk. Mit gesenktem Schädel unterlief er den Cornett und spießte ihn auf seine Hörner, zertrampelte noch zwei seiner Kumpane und raste, immer noch den Cornett auf seinen Hörnern durch das dichte Unterholz die Schlucht hinauf. Als die durch das Geschrei herbeigelockten Schweden das Ungeheuer auf sich zukommen sahen, ergriffen sie spornstreichs die Flucht, warfen sich auf ihre Pferde und jagten in wilder Hast davon und erzählten, glücklich gerettet, sie hätten den Leibhaftigen im Walde gesehen, er hätte vier Füße, zwei Hörner und einen Menschenkopf. Dort oben im Walde sei die Hölle gewesen, und seit der Zeit heißt heute noch das Waldstück "Höllentanger".
Quelle: Gerhard Hänsel, Uckermärkische Sagen, KiRO-Verlag 1996
Der Schloßbrunnen von Hohenlandin
Im Park von Hohenlandin befindet sich ein alter Brunnen, der heute überdeckt und außer Gebrauch ist. Der Kossät Johann Brinkmann hatte sein Anwesen in Hohenlandin etwa da, wo heute der Park liegt. Er war ein fleißiger, jedoch jähzorniger Mann. Sein einziger Sohn Christian, liebte die schöne Wendula, die Tochter seines Vetters Friedrich Brinkmann. Sein Vater durfte nichts von dieser Liebe wissen, da die Mutter des Mädchens eine Slawin war. An einem Sommerabend hatten sich die beiden Liebenden wieder getroffen. Währenddessen war der alte Brinkmann in seiner von einer alten Funzel erhellten Kammer auf und ab gegangen. Er ergriff seinen knotigen Eichenstock und verließ das Haus in der Richtung, da er seinen Sohn hatte verschwinden sehen. Da hörte er leises Gewisper und stürzte mit erhobenem Stock auf das Paar zu.
Zwar sprang der Sohn sofort auf und stellte sich schützend vor die zu Tode erschrockene Wendula, aber der Alte schlug sinnlos vor Wut das Mädchen nieder und dann seinen Sohn. Schweren Schrittes schleppte der alte Brinkmann seinen leblosen Sohn auf seinem breiten Rücken nach Hause. Schon an der Tatstelle hatte der Alte gesehen, daß Wendula tot war. Er war nunmehr bestrebt, die Spuren seiner Tat zu verwischen und hatte beschlossen, den Leichnam in seinen wenig ergiebigen Brunnen zu werfen. Am Brunnen angelangt, ließ er die tote Wendula hinabgleiten, holte Bretter und schwere Steine und überdeckte den Brunnen. Am nächsten Tage hob ein großes Suchen an.
Alles beteiligte sich daran, selbst der alte Johann, um keinen Verdacht zu erregen. Als man auch nach drei Tagen nichts fand, gab man die vergebliche Suche auf und es blieb nichts als das große Rätsel. Langsam genas der Sohn des alten Brinkmann. Aber als ein Jahr vergangen war und seine Schwermut nicht von ihm weichen wollte, gestand der alte Johann seinem Sohn, wo Wendula geblieben war. Am nächsten Morgen fand er die Überdachung vom Brunnen entfernt und seinen Sohn nicht mehr. Er hatte sich in den Brunnen hinab gestürzt. Bald darauf starb auch der alte Brinkmann an Gewissensqualen. An warmen Sommerabenden will dieser und jener Wendula und Christian auf dem Brunnenrand sitzend gesehen haben. Bei Nachtgewitter aber hört man wilde Schreie und Hilferufe, und dann wird alles still.
Quelle: Heimatkalender Angermünde, 1992
Hohenselchow
Die Prinzessin mit der Schweineschnauze
Zwischen Hohenselchow und Heinrichshof befand sich früher ein Berg, der jetzt völlig verschwunden ist. Auf diesem Berge hielt sich eine verwünschte Prinzessin auf, die von schöner Gestalt war, aber statt des Mundes eine Schweineschnauze hatte. Einem Manne, den sein Weg öfters spät abends zu diesem Berge führte, erschien die Prinzessin drei Nächte hintereinander. In der dritten Nacht bat sie ihn, er möge sie durch einen Kuß erlösen. Der Mann aber lehnte die Bitte ab. Da brach die Prinzessin in bittere Klagen aus und jammerte, daß sie nun wieder so lange wandern müsse, um jemand zu finden, der imstande sei, sie zu erlösen.
Gerhard Hänsel, Uckermärkische Sagen, KiRO-Verlag 1996