Inhalt
Datum: 26.09.2024

Hochwasser: Flutung der Polder im Nationalpark Unteres Odertal für Schutz von Deichen und Anliegern

Die aktuelle Hochwasserentwicklung an der Oder in Brandenburg hat die Flutung der Polder A/B und 10 im Nationalpark Unteres Odertal erforderlich gemacht. Heute Nachmittag hat das Landesamt für Umwelt die Öffnung der Einlassbauwerke eingeleitet. Der Landkreis Uckermark und das RZGW Stettin (Regionalny Zarząd Gospodarki Wodnej w Szczecinie) sind vorab informiert worden.

Umweltminister Axel Vogel: "Die notwendig gewordene Polderflutung im Nationalpark Unteres Odertal wird zu einer deutlichen Entlastung der Sommerdeiche und der polnischen Unterlieger führen. Ich danke auch hier allen Einsatzkräften des Landesamts für Umwelt, der Landkreise und aller Helfenden im Ehrenamt für ihr besonnenes Engagement in der aktuellen Hochwasserschutzsituation."

Vogel verweist auch auf eine gute Bilanz beim Hochwasserschutz. "Wenn Unwetter mit tagelangen Extremniederschlägen und daraus folgenden gigantischen Fluten wie jüngst in Tschechien und Polen über uns hereinbrächen, dann helfen uns bei unserer guten Vorbereitung in Brandenburg aber auch die höchsten Deiche nicht auf Dauer. Deshalb setzen wir neben der Deichertüchtigung auch auf weitere Deichrückverlegungen und werden dort, wo es sinnvoll und möglich ist, Flutungspolder anlegen. Denn wir wissen: Extremwetterereignisse, ob Dürre oder Starkregen, werden zunehmen. Deshalb müssen wir für unseren Schutz, den Schutz der Menschen und unserer Infrastruktur, ambitioniert und mit mehr Tempo den Klimaschutz vorantreiben und damit besser vorsorgen."

Die Polderflutung basiert auf einer Vereinbarung der Deutsch-Polnischen Grenzgewässerkommission, wonach bei einem Wasserstand von 575 Zentimetern am Pegel Hohensaaten die Schwedter Polder A/B und 10 zu öffnen sind. Im Falle der Nicht-Öffnung der Polder wären erhebliche Schäden wie Deichbrüche nicht zu vermeiden. Die Polderöffnung wird zu einer Entlastung der Wasserführung im Bereich des Pegels Stützkow führen - daher sind die prognostizierten Scheitelwasserstände im Vergleich zur Vorhersage vom 25.09.2024 in Hohensaaten-Finowund Stützkow deutlich abgesunken.

Es handelt sich um eine komplette Flutung der Polder A/B und 10 mit einer Gesamtfläche von rund 3.700 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche. Die Landwirte wurden frühzeitig informiert. Alle Tiere sind vorab aus den Poldern zu führen - nach Kenntnis des LfU konnte auch die Ernte noch gesichert werden.

An den Deichen wird in Folge der Flutung ein hoher Treibguteintrag erwartet und genau beobachtet werden, da er ein hohes Schadpotenzial in sich trägt. Während Schäden an den Schutzzäunen des Landkreises Uckermark zur Abwehr der Afrikanischen Schweinepest zu erwarten sein werden, sind größere Bauwerksschäden an den 20 Polderbauwerken nicht zu befürchten. Bei der kontrollierten Flutung werden zunächst die Auslaufbauwerke und dann erst die Einlassbauwerke geöffnet.

Überblick aktuelle Hochwassersituation Donnerstag, 26.9.2024

Im oberen Grenzoderabschnitt setzt sich die fallende Wasserführung langsam fort. Den Prognosen entsprechend war der Scheiteleintritt in den Grenzoderabschnitt am gestrigen Abend, wobei am Pegel Ratzdorf ein maximaler Wasserstand von 609 Zentimetern erreicht wurde. Diese hohen Wasserstände bleiben, trotz aktuell schon leicht fallender Pegelstände, voraussichtlich bis in die frühen Morgenstunden des Freitags erhalten, bevor sie dann wieder unterhalb des Richtwertes der Alarmstufe IV liegen. Auch Oderabwärts sinken die Wasserstände am Pegel Eisenhüttenstadt bereits leicht, wo die maximal prognostizierten Wasserstände von 650 Zentimetern exakt erreicht wurden. Am Hochwassermeldepegel Frankfurt (Oder) bildet sich der Scheiteldurchgang gerade aus. Seit den frühen Morgenstunden stagniert der Pegel bei 607 Zentimetern (Stand 10:00 Uhr). Der Richtwasserstand der Alarmstufe IV wurde bislang um 7 Zentimetern überschritten. Ein Unterschreiten der Richtwasserstände der Alarmstufe IV wird im oberen Grenzoderabschnitt in den Nachtstunden erwartet.

Die Hochwasserwelle wird mittlerweile auch schon im Bereich des Oderbruchs am Hochwassermeldepegel Kienitz deutlicher sichtbar. Der Richtwert der Alarmstufe I wurde in der Nacht zum Donnerstag, 26.9., überschritten. Ein geringfügiges Überschreiten des Richtwasserstandes der Alarmstufe II wird vom 28.09. zum 29.9.2024 erwartet.

Ausgangs des Oderbruchs wird der Wasserstand am Pegel Hohensaaten-Finow am Freitag, 27.09., in den frühen Morgenstunden den Richtwasserstand der Alarmstufe I überschreiten. Am 28.09. ist mit der Alarmstufe II zu rechnen. Aus heutiger Sicht wird ein Scheitelwasserstand von maximal 620 Zentimetern prognostiziert. Am Pegel Gartz wird der Richtwert der Alarmstufe I vorerst nicht erreicht.

Nähere Informationen:

https://Pegelportal.brandenburg.de
https://mluk.brandenburg.de/mluk/de/umwelt/wasser/hochwasserschutz/hochwasseralarmstufen/ 

Quelle: Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz